Neujahrsempfang für die ehrenamtlich engagierten Menschen bei der ABK Neustart gGmbH

Am gestrigen Abend fand im Eulershof der Neujahrsempfang für die ehrenamtliche engagierten Menschen bei der ABK Neustart gGmbH statt. Wir haben uns sehr gefreut, dass sehr viele der Eingeladenen unsere Gäste waren, besonders zu erwähnen ist die Teilnahme von Herrn Dr. Ziemons, Sozialdezernent der StädteRegion Aachen, der mit seiner Anwesenheit die Bedeutung der ehrenamtlichen Arbeit in der Straffälligenhilfe in Aachen unterstrich und die Wertschätzung auch zum Ausdruck brachte.
Seinen Worten folgte eine Ansprache über die Relevanz der ehrenamtlichen Arbeit in der Straffälligenhilfe durch Jil Reinardt, die für das Ehrenamtsprojekt zuständige Mitarbeitende der ABK Neustart gGmbH:

„Liebste Ehrenamtliche,
ich wollte den Moment auch nochmal nutzen um ein paar Worte über die gesamtgesellschaftliche und soziale Relevanz des Ehrenamtes in der Straffälligenhilfe zu sagen. Ich möchte eigentlich mit der Begrifflichkeit des „Ehrenamtes“ anfangen. Wenn man den Begriff auseinander nimmt, ergibt sich daraus, dass ihr alle einem ehrenvollen Amt nachgeht. Sucht man im Duden nach Synonymen zu „ehrenvoll“ tauchen unter anderem Begriffe wie „Anerkennung“ und „Dank verdienend“ auf. Und das möchte ich mit den paar Worten, die ich an euch richte ausdrücken: Dank und höchste Anerkennung!

Im Jahr 2023 waren insgesamt etwa 16,06 Millionen Menschen in Deutschland in einem Ehrenamt tätig, leider gibt es keine offiziellen Zahlen darüber, wie viele Menschen sich in der Straffälligenhilfe ehrenamtlich engagieren, aber ich würde behaupten, dass es nur ein kleiner Anteil ist und ihr seid ein Teil davon! Es gibt so viele Gründe, warum man sich in der Freiwilligenarbeit engagiert: man möchte Sinnvolles tun, Neues erleben, Erfahrungen sammeln oder auch eigene Lebenserfahrung weitergeben. Und ihr habt euch dafür entschieden eure Freizeit zur Verfügung zu stellen um inhaftierte oder haftentlassene Menschen zu begleiten.

Im Strafvollzugsgesetz steht im §1:
„Der Vollzug der Freiheitsstrafe dient dem Ziel, Gefangene zu befähigen, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen. Der Vollzug der Freiheitsstrafe hat darüber hinaus die Aufgabe, die Allgemeinheit vor weiteren Straftaten zu schützen.“

Somit gilt als oberstes Vollzugsziel die Resozialisierung der inhaftierten Menschen. Ich denke aber, dass die Resozialisierung von Straffälligen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und, dass das ehrenamtliche Engagement im Justizvollzug ein sehr wichtiger und nicht zu unterschätzender Baustein dessen ist. Wir müssen uns an dieser Stelle vielleicht etwas vergegenwärtigen: jeder Mensch, der in Haft ist, hat in seinem Alltag mit Menschen zu tun, die entweder dafür bezahlt werden,damit sie sich mit ihnen beschäftigen oder mit Menschen, die sich am Ende des Tages vielleicht doch nur als zweckmäßige Lebensabschnittsbekanntschaften herausstellen. Die Ehrenamtlichen hingegen betreten die Anstalt ohne Zwangskontext, freiwillig für beide Parteien und werden eben nicht dafür bezahlt, Zeit mit den inhaftierten Menschen zu verbringen, begegnen Ihnen mit echtem Interesse ohne in eine Bewertung übergehen zu müssen und sind manchmal die einzige Verbindung zur Außenwelt. Der eintönige Haftalltag wird durch Gespräche und Aktivitäten unterbrochen und die inhaftierten Menschen sind so glücklich und dankbar für diese neuen Impulse und anregende Gespräche. Dieser Kontakt ermöglicht es, noch mitzubekommen was „draußen“ läuft, gibt der „Freiheit“ ein Gesicht und das erleichtert später sicherlich den Übergang in die Freiheit.

Es gibt aber noch eine zusätzliche Komponente: ihr erlebt sicher immer wieder Gegenwind oder begegnet kritischem Hinterfragen, was euer gewähltes Ehrenamt betrifft. Aber dadurch, dass ihr alle mit Leib und Seele dabei seid und wisst, warum ihr das macht, geht ihr raus in die Welt und berichtet genau diesen kritischen Menschen von euren so wertvollen Begegnungen mit straffällig gewordenen Menschen und räumt damit viele Klischees gegenüber Menschen in Haft, die es unumstritten noch immer gibt, weitestgehend aus dem Weg. Und auch deswegen ist das Ehrenamt aus gesamtgesellschaftliche Perspektive so wichtig. Aber vor allem bedeutet euer Ehrenamt so viel für die Inhaftierten. Danke, dass ihr so verlässlich für diese Menschen da seid, die oftmals gesellschaftlich ausgegrenzt und verurteilt werden. Euer Engagement bedeutet für jeden einzelnen betreuten Inhaftierten eine wertvolle Zuwendung und sicherlich auch ein Ansporn dem Leben nach Haft eine neue Wendung zu geben. Ich möchte euch im Namen aller Inhaftierten und auch im Namen der Straffälligenhilfe für euer Engagement danken! Ich denke wir glauben alle an „die Sache“ und dafür fühle ich mich euch sehr verbunden und bin dankbar, dass ich dieses Projekt zum August 2023 übernehmen durfte.“